DESIGN ITALY EDITORIAL von Ranieri: Der Gender-Fluid-Trend, kleinere Grenzen, aber wachsende Zahlen

Gender-Fluid, Gender-less, Gender-Neutral: Das sind Synonyme oder zumindest Wörter mit leicht unterschiedlicher Bedeutung, die ein Phänomen in der Modebranche beschreiben, das immer stärker wird und sich festigt stark>

 

Die Grundidee ist einfach: Die Unterschiede zwischen Herren- und Damenmode immer weniger offensichtlich zu machen, indem sowohl vorgelagert (auf der Skizzenebene) als auch nachgelagert (im Angebot des Endprodukts) gearbeitet wird. Der Hintergrund dahinter ist leicht zu erraten, nämlich der jahrelange Kampf um die Anerkennung der Frauenrechte und der LGBT-Community. Allerdings ist es weniger einfach, im Voraus abzuschätzen, mit welcher Kraft der Gender-Fluid-Trend Modekollektionen weltweit beeinflusst. Auch weil die Veränderung für das Auge nicht unbemerkt bleiben kann, da die Grenzen, die jetzt ausgelotet werden, weit über die ersten Experimente der achtziger Jahre hinausgehen, als die Mischung nur für Stoffe erfolgte und ohne Auswirkungen auf die Modelle, wie es heute der Fall ist.

Auf Branchenebene gibt es keine offiziellen Zahlen, eine Einschätzung der wachsenden Relevanz lässt sich jedoch aus zwei verschiedenen Bereichen ableiten: aus der zunehmenden Zahl von Modehäusern, die in letzter Zeit umgezogen sind (viele ab 2019) hin zur Schaffung geschlechtsspezifischer Sammlungen und von der Transversalität des Angebots. Das Phänomen ist in dieser Hinsicht interessant und dient als eigener Maßstab Erfolg: In erster Linie waren es die Marken, die sich an das höchste Publikumssegment richteten und sich dem Gender-Fluid-Trend öffneten. Dann – Jahre später – sind die Low-Cost-Player am Werk, mittlerweile sind aber auch die Marken am Werk, die sich per Definition an einen mittleren Kundenkreis richten. Mit anderen Worten: an ein immer breiteres Publikum.